Dass Linkshänder mit Staunen betrachtet werden, ist Fakt. Aber es ranken sich auch einige Mythen um ihre Intelligenz bzw. Klugheit, die eins deutlich zeigen – Linkshänder sind ganz anders als Rechtshänder!
Bei der Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Behauptung, dass Linkshänder klüger als Rechtshänder seien, muss natürlich zuerst der Begriff der Klugheit definiert werden. Dabei sind mehrere Arten von Klugheit oder Intelligenz zu verzeichnen. In punkto IQ schneiden Linkshänder und Rechtshänder grundsätzlich ähnlich ab, die hier Fragen aus mehreren Bereichen gestellt werden, die mal der einen Gruppe, mal der anderen eher liegen.
Was aber klar auffällt, ist die Tatsache, dass es im Verhältnis zu ihrem prozentualen Auftreten in der Bevölkerung auffallend viele Linkshänder gibt, die besonders in den Bereichen Sport und Kunst gute Leistungen hervor bringen. Also ist doch deutlich, dass es einen Unterschied in den Hirnen beider Gruppen gibt. Grobe Schätzungen gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung zur Gruppe der Linkshänder zählt.
Video: ARD Mittagsmagazin – Tag der Linkshänder
Die Kreativen machen es mit links
Das Gehirn arbeitet sozusagen über Kreuz. Wer also die linke Hand für alltägliche Verrichtungen benutzt, beansprucht die rechte Gehirnhälfte in höherem Maß als derjenige, der die rechte Hand benutzt. Die von den Linkshändern mehr beanspruchte Hirnhälfte ist die, die sozusagen mehr Weitblick hat und eine Art Multi-Tasker ist. Während die rechtshändigen Kollegen eher auf eindimensionale Weise denken, stark auf die Ratio bezogen sind, eröffnen sich den Linkshändern andere Welten, sie sind kreativer, sehen auch die Dinge hinter den Dingen bzw. öffnen ihren Horizont weiter als die Rechtshänder.
Etwas überspitzt könnte sogar behauptet werden, dass die Linkshänder mehr Visionen haben, mehr Aspekte eines Vorgangs sehen sie in jedem Fall – und gehen mit ihrem Durch- und Überblick auch souveräner um als die andere Gruppe. Es lässt sich auf jeden Fall sagen, dass Linkshänder keine zwei linken Hände haben und durchaus handwerkliches Geschick beweisen.
Multi-Tasker und Quelle der Irritation
Die angesprochene anders lautende Verknüpfung, die bei Linkshändern zu beobachten ist, ist ein Grund für ihre teilweise auffallend guten Leistungen im kreativen und sportlichen Bereich. Es mag aber auch noch psychologische Gründe dafür geben, dass Linkshänder so häufig Over-Achiever sind. Lange Zeit galten Menschen, die mit der linken Hand schrieben, als nicht normal, sogar in einige Fällen als vom Teufel besessen.
Umschulungen von links auf rechts fanden statt, und grundsätzlich war die Schreibweise immer wieder Thema – negativ. Dieses Erbe kann auch heute noch wirksam sein. Wenn ein Kind schreiben lernt und den Bleistift mit der linken Hand führt, werden Lehrer und Mitschüler immer noch aufschreien, das sei komisch etc. Was macht jemand, der nun einmal Linkshänder ist, aus dieser exponierten, vage negativen Position? Er kehrt sie ins Gegenteil um und zeigt es der Welt, dass auch Leute, die beim Schreiben so komisch wirken, etwas drauf haben bzw. sehr viel.
Auf keinen Fall von links auf rechts umschulen
Aus diesen Ausführungen ist nur ein Schluss möglich. Eltern und Lehrer sollten die Linkshänder einfach so sein lassen, wie sie sind. Sie schreiben eben anders, sie nehmen die Welt etwas anders wahr, ansonsten sind sie genau so nett oder wenig nett wie alle Anderen auch. Und der Versuch, einem Kind seine spezifische Art zu schreiben abzugewöhnen, damit es nur ja nicht auffällt, sollte wirklich der Vergangenheit angehören.
Die Freude an der Vielfalt sollte sich also auch die Gruppe der anders Schreibenden erstrecken und sie integrieren, statt sie auszugrenzen. Kreative an die Front, dafür sind die Anderen eben die Vernunftbegabten, und von beiden Sorten sollte eine Gesellschaft doch genug Exemplare aufweisen. Links oder rechts, das ist nur eine Laune der Natur, eine von vielen Facetten menschlichen Daseins.
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