Hamburger Deichtorhallen präsentieren die „VisualLeader 2013“

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VisualLeader-2013-Deichtorh

Bereits zum elften Mal zeigt das Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg in Kooperation mit der LeadAcademy alle Nominierten und Gewinner der (diesjährigen) LeadAwards. Auf 1.000 Quadratmetern erwarten die Besucher rund 200 verschiedene Arbeiten: Fotoserien, Zeitschriftenbeiträge, Werbeideen und Websites – das Beste was im Jahr 2012 in Zeitungen, Magazinen und im Web veröffentlicht wurde.

Bereits zum elften Mal zeigt das Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg in Kooperation mit der LeadAcademy alle Nominierten und Gewinner der (diesjährigen) LeadAwards. Auf 1.000 Quadratmetern erwarten die Besucher rund 200 verschiedene Arbeiten: Fotoserien, Zeitschriftenbeiträge, Werbeideen und Websites – das Beste was im Jahr 2012 in Zeitungen, Magazinen und im Web veröffentlicht wurde.

Jedes Jahr besuchen Tausende von Interessierten die Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg. Sie flanieren durch die Bilderreihen, bleiben dann gelegentlich minutenlang vor einem Bild stehen, neigen den Kopf von einer Seite zur anderen, machen einen Schritt zurück, lassen das Ausstellungsstück auf sich wirken oder lesen sich die nebenstehende Beschreibung durch. Dann gehen sie weiter und die Prozedur beginnt dann und wann von neuem.

Kunst, Kunst und nochmal Kunst

Hamburger Deichtorhallen

Da sind unter anderem die Touristen, die in ihrem Reiseführer von dem Museum gelesen haben, die Möchtegern-Kunstkenner, die mit einem sehr konzentrierten Blick vor dem Bild stehen, langsam und methodisch mit Zeigefinger und Daumen über ihr Kinn streichen und sich dann weltgewandt ihren Begleitern zuwenden und mit gefühlsbeladener Stimme erklären, was der Künstler mit seinem Werk ausdrücken wollte und da sind natürlich auch die wirklichen Kunstkenner, die sich von den Bildern inspirieren lassen und sich mit dem Leben, dem Leid der Künstler auskennen.

Umgeben von all den anderen Besuchern findet ihr auch unsere Journalistinnen, die sich aufgemacht haben, um euch ein Stück Kunstleben auf eure Bildschirme zu zaubern. Viel Spaß beim Lesen!

Ein Kunstlaie unter vielen

Ganz ehrlich?! Ich verstehe von Kunst genauso viel wie von der Aufzucht von Kühen: nämlich rein gar nichts. Was mich aber nicht davon abhält gelegentlich (und in jedem Urlaub) eine Ausstellung oder ein Museum zu besuchen. Mitunter nehme ich mir auch mal ein weißes Blatt Papier zu Hand und zeichne was das Zeug hält. Einen Preis würde ich für meine Kritzeleien allerdings nicht gewinnen. Aber ich komme vom Thema ab! Wir waren bei meinem – nicht vorhandenen – Verständnis von Kunst.

Reto CaduffWenn ich vor einem Bild stehe, dann interessieren mich nicht die Pinselstriche, welche Farben verwendet worden sind oder auf welcher Art Leinwand das Bild entstand. Mich interessiert einzig und allein, welche Wirkung ein Bild auf mich hat. Macht es mich glücklich oder traurig, melancholisch oder reizbar, erfreut es mich oder lässt es mich grübeln? Mit moderner Kunst kann ich zum Beispiel wenig anfangen. Ich erinnere mich noch lebhaft an einen Ausflug mit meiner Klasse in die Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle. Das ist jetzt so 15 Jahre her! In einem Raum lagen auf dem Boden bunte Teppichreste und ich fragte mich: „Und das soll Kunst sein? Was soll mir das sagen?“ Ich weiß es leider bis heute nicht.

Meist entscheide ich mich recht spontan in welche Ausstellung ich gehen möchte. Ich sehe ein Plakat oder eine Ankündigung in der Zeitung. Wenn es interessant klingt, dann gehe ich hin. Weitere Informationen zu den Ausstellungen hole ich mir in den seltensten Fällen – eigentlich nie. Photographie- Ausstellungen haben mich bisher nie enttäuscht und die Ausstellungen in den Hamburger Deichtorhallen lohnen sich immer. So auch dieses Mal.

In den heiligen Hallen der Photographie

Gleich zu Beginn bin ich allerdings ein wenig überfordert. Das ist jedes Mal dasselbe, wenn es mehrere „Wege“ hinein in die Ausstellung gibt. Gehe ich jetzt an der Kasse vorbei geradeaus durch, oder nach rechts oder nach links? Wo genau beginnt die Ausstellung denn überhaupt? Vielleicht ist es ja auch egal, wo man beginnt?! Ich drehe mich um, und siehe da, genau an der gegenüber liegenden Wand hängen Zeitungsausschnitte mit Informationen zum LeadAward. Also beginne ich dort. Danach folge ich einfach ganz unauffällig den anderen Besuchern.

Die ersten Ausstellungsstücke, die ich zu sehen bekomme sind, sind Ausschnitte aus verschiedenen Zeitungen und Magazinen. Vertreten sind unter anderem die Süddeutsche, die FAZ, der Freitag, die Zeit, der Spiegel – kreativ, originell, witzig und mitunter ausschweifend. Ich bin kein Fan der Bild-Zeitung, aber der Titel einer Ausgabe vom letzten Jahr fällt positiv auf: die gesamte Titelseite ist in Schreibschrift gedruckt. Grund dafür war das (angebliche) Aussterben der Schreibschrift. Interessant!

Mein Blick fällt weiter auf die quietschpinken Titel des Klatschblattes „Closer“, wo wohl jede zweite Ausgabe das gleiche C- oder D-Promipaar (fragt mich jetzt bitte nicht nach dem Namen) auf dem Titel hat. Was sagt uns das über die journalistische Vielfalt der Zeitschrift? -Schweigen-

Das Magazin Vice hat letztes Jahr dem Krieg in Syrien eine ganze Ausgabe gewidmet. Sehr beeindruckende, bedrückende und nachdenklich stimmende Bilder, die auch dieses Jahr leider noch immer aktuell sind. Und auch andere Kriegsberichte werden in der Ausstellung gezeigt. Es ist schon aufwühlend, wenn man sich vor Augen führt, dass sich Reporter und Fotografen mitten hinein in die Hölle, in die Gefahr begeben.

Video: Trailer »RETROSPECTIVE« BY XAVIER LE ROY

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Tibet, Mona Lisa und halbnackte Jünglinge

Danach schaue ich mir die Fotos des Jahres an. Das Bild eines brennenden Demonstranten in Tibet verschlägt mir den Atem und lässt mir eine Gänsehaut den Rücken runter laufen. Wie verzweifelt müssen Menschen sein, dass sie sich freiwillig anzünden, um auf die Umstände in ihrem Land aufmerksam zu machen? Was ging dem Mann durch den Kopf? Spürte er durch das in seinem Blut rasende Adrenalin nicht die Schmerzen, die durch die heißen Flammen unwillkürlich entstehen müssen?

brennenden-Demonst-Tibet

Ein Bild von Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy lässt dagegen ein Lächeln meinen Mund umspielen. Durch die Spiegelung im Schaufenster des Gemüseladens sieht es so aus, als würde er sich selbst die Hand schütteln. Ein witziger Effekt! Der Fotograf hat wirklich im passenden Moment auf den Auslöser gedrückt.

Ein weiterer Künstler hat sich das Lächeln Mona Lisas zum Thema gemacht und hat Frauen fotografiert (in schwarz-weiß), die auf den Fotos nur den Hauch eines Lächeln tragen, so wie die Dame auf Leonardo da Vincis Meisterwerk. Ein solch zaghaftes Lächeln weckt die Neugier, kann so viel mehr bedeuten als ein volles Lachen.

Matthias Vriens-McGrathEtwas später bleibt mir bei einem Modefoto die Spucke weg. Sehr ästhetisch sieht es nicht gerade aus, wie sich ein blonder Jüngling in nichts weiter bekleidet als einer kurzen blauen Boxershorts und Sneakers auf einem Stuhl räkelt. Der rosa Hintergrund macht das Ganze noch viel schlimmer. Ich bin wirklich nicht prüde, aber das ist nicht nach meinem Geschmack. Schnell abhaken und weiter!

Verzaubert bleibe ich dann vor vier Fotos stehen. Ich fühle mich direkt hineinversetzt in den alles umwabernden Nebel und mein Blick bleibt an den kaum zu erkennenden bunten Farbtupfern hängen: Menschen in roten Regenjacken, gelben Gummistiefel, mit einem Regenschirm oder auf dem Fahrrad. Alles nur sehr verschwommen wahrnehmbar. Ich spüre den feuchten Nebel in meinen Knochen und glaube das leichte Rauschen des Windes zu hören.

Am Ende verlasse ich die Ausstellung mit einem zufriedenen Gefühl und der Gewissheit, dass ich dem Haus der Photographie in Zukunft auch weitere Besuche abstatten werde.

Achtung aufgepasst!Informationen

Die Ausstellung ist noch bis zum 17. Oktober zu sehen (Öffnungszeiten: Di-So von 11-18 Uhr, und jeden ersten Donnerstag im Monat bis 21 Uhr). Öffentliche Führungen finden jedes Wochenende sowie an den gesetzlichen Feiertagen um 15 Uhr statt. Die Führung ist im Eintrittspreis (Erwachsene 9 Euro, ermäßigt 6 Euro und Kinder/Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt) der Ausstellung inbegriffen, und es ist keine Anmeldung erforderlich.Die Wochenzeitung „Der Freitag“ bietet exklusiv eine umfassende Übersicht über alle Nominierten und Gewinner der diesjährigen LeadAwards auf ihrer Internetseite zum Download an: http://www.freitag.de/

Bildquelle: Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung der Hamburger Deichtorhallen (www.deichtorhallen.de)
„Blick in die Ausstellung VisualLeader 2012“ – © Max Stürmer
„Haus der Photographie“ – © Wolfgang Neeb / Deichtorhallen
„Guter Punkt; Erschienen in Zeit Magazin Nr. 35“ – © Reto Caduff
„Die letzten 50 Meter; Erschienen in Der Spiegel Nr. 26“ – © Manish Swarup
„Facilitated Mess; Erschienen in Zoo Nr. 37“ – © Matthias Vriens-McGrath

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