Sowohl in der Champions League als auch in der Euro League stehen sich die großen Teams der europäischen Ligen im Wettbewerb gegenüber. Jedes Jahr aufs Neue stellt sich nicht nur die Frage nach dem besten Team Europas, sondern auch nach der besten Liga und dazu gibt es nicht nur rivalisierende Fanmeinungen, sondern auch handfeste Statistiken.
Die Qualität im eigenen Land
Zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage, wie man die Qualität einer Liga bemisst und hierzu wurden in einigen Statistiken (nachzulesen auf: greatestleagueintheworld.com) mehrere Faktoren hinzugezogen, dennoch gibt es zum Begriff der Qualität einer Liga natürlich unterschiedliche Ansichten.
Wertet man etwa den Erfolg in der Champions League als entscheidenden Faktor, so ist Spanier unschlagbar die beste Liga Europas. Mit neun Finalteilnahmen und insgesamt sechs Siegen war keine andere Liga so prominent im Finale der CL vertreten. Die englische Premier League kommt nur auf acht Finalteilnahmen und drei Siege, die Bundesliga gewann sogar nur zwei Mal bei sechs Finalbeteiligungen.
Zieht man allerdings die europäischen Wettbewerbsspiele der letzten Saison zu Rate, gewann die Primera Division dort mit 67 Prozent aller Spiele zwar prozentual den höchsten Anteil, allerdings verteilt sich dieser Gewinn auf sehr wenige Mannschaften. Auch in England ist der Favoritenkreis auf die Meisterschaft eng bemessen. Zwar mag in Deutschland Bayern München die Schale quasi abonniert haben, dahinter ist die Leistungsdichte jedoch deutlich enger.
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Die Spannung macht den Unterschied
Die Bundesliga weist eine verhältnismäßig hohe Leistungsdichte auf, zwar ist der durchschnittliche Abstand zwischen erster und zweiter Mannschaft mit 10 Punkten so hoch wie in keiner anderen Liga, die Differenz zwischen Erstem und Fünftem mit 22 Punkten aber verhältnismäßig gering. Auch die Punktedifferenz zwischen Erst- und Letztplatziertem ist in keiner anderen großen Liga so gering wie in Deutschland.
Und auch mit vier unterschiedlichen Meistern in den letzten zehn Jahren liegt Deutschland gut im Schnitt, nur Frankreich weist mit sechs verschiedenen Titelträgern eine höhere Varianz auf. Macht der spannendere Liga-Alltag aber auch die Spiele besser?
Hier liegen die fünf großen europäischen Ligen erstaunlich dicht beieinander. Die Tore pro Spiel liegen zwischen 2,44 in Frankreich und 2,77 in Deutschland und im Schnitt weist jedes zweite Spiel mehr als 2,5 Tore auf. Ungefähr drei von vier Spielen enden mit dem Sieg einer Mannschaft, einzig in Italien, dem Heimatland des Catenaccio, ist die Quote auf ein Unentschieden mit 67 Prozent etwas höher.
Fans und Geld machen den Unterschied
Die größten Unterschiede zwischen den Ligen liegen immer noch in den finanziellen Möglichkeiten der Clubs und wenig überraschend liegt die Premier League dort mit 530 Millionen Euro Transferausgaben weit vorne, die Bundesliga liegt mit 147 Millionen Euro allerdings auf dem zweiten Platz, während die italienische Seria A mit knapp 40 Millionen Ausgaben weit abgeschlagen ist. Die Ligue 1 und die Primera Division erzielen sogar einen Transfergewinn.
Verantwortlich für die extremen Ausgaben in England ist vor allem das System mächtiger Oligarchen, die hinter den Vereinen stehen, während in Spanien einige wenige Vereine extreme Summen bezahlen und die Leistungsdichte innerhalb der Liga stark zugunsten der großen Clubs Réal Madrid und FC Barcelona verschoben ist.
Wo Deutschland den europäischen Vergleich weiterhin mühelos anführt, ist der Zuschauerschnitt. Mit rund 43.000 Zuschauern pro Partie liegt die Bundesliga weit vor der Konkurrenz aus England (35.000) und Spanien (26.000). Nicht nur die großen und familienfreundlichen Stadien fallen hier ins Gewicht, sondern auch die vereinfachten Anstoßzeiten. So ist der Stadiengang in Deutschland recht leicht zu organisieren, ein aufgefächerter Spieltag wie in Spanien maximiert jedoch die TV-Einnahmen.
Europas Ligen der Superlative
Galt der Abstieg der Bundesliga in der für die europäischen Startplätze so wichtigen Fünf-Jahres-Wertung vor zehn Jahren noch als Albtraum der Bundesligavereine, so hat sich die deutsche Liga indes stabilisiert. Ohnehin ist die Spitze der vier großen Ligen aus England, Deutschland, Spanien und Italien recht eng beieinander. Erst Frankreich bietet trotz finanziell aufgepumpten Clubs wie Paris St. Germain einen deutlichen Abfall der Ligaqualität.
Mit der zunehmenden Globalisierung der Bundesliga, Übertragungen nach Fernost und der Erweiterung der globalen Fan-Basis soll in Deutschland zudem der Einnahmenfaktor des TV- und Merchandising-Bereichs erhöht werden. Dass das zulasten der Fans geht, haben jedoch Spanien und England bereits bewiesen.
Titelbild: © istock.com – Yobro10