Das klassische Chatten und Tweeten könnte schon bald dem eigentlich längst in Vergessenheit geratenen Jodeln weichen. Klingt komisch – ist aber so. Mit Musik hat die neue Freizeitbeschäftigung vieler deutscher Studenten allerdings nichts zu tun…
Heute schon gejodelt?
Wer seiner Welt etwas mitzuteilen hat, tut dies in der heutigen Zeit oftmals mithilfe von praktischen Chatprogrammen wie Whatsapp und Telegram oder durch die schnelle Aussendung eines Tweets auf Twitter. Zahlreichen deutschen Studenten scheint diese Vorgehensweise jedoch ein wenig zu stark dem Mainstream anzugehören: Sie bringen ihre Meinung lieber gejodelt unters Volk.
Wer nun jedoch denkt, dass sich hinter diesem Begriff die klassische Sangesbetätigung (Loriot lässt grüßen) verbirgt, irrt sich gewaltig: Vielmehr handelt es sich – na klar – um eine neue App für das Smartphone. Mit der insbesondere bei jüngeren Anwendern beliebten Gratis-Anwendung „Jodel“ lassen sich kurze Nachrichten vollkommen anonym in die Welt senden, die anschließend in Sekundenschnelle auf den Mobiltelefonen anderer Jodel-Nutzer landen.
Video: Jodelst du schon?
Jodel App als Zugang zu Antworten und Unterhaltung
Was auf den ersten Blick in vielen Augen ziemlich unspektakulär klingen dürfte, entfaltet sein wahres Potential spätestens bei einer genaueren Betrachtung der Campus-App: So werden die gejodelten Nachrichten, die in der Regel aus ein bis zwei Sätzen bestehen, ausschließlich Personen zugänglich gemacht, die sich auch tatsächlich in der näheren Umgebung des Absenders befinden: Entscheidet man sich etwa in Bielefeld für die Versendung einer schnellen Nachricht, so bekommen diese auch lediglich Personen zu Gesicht, die sich in einem näheren Umkreis von rund 10 km befinden.
Selbstverständlich sind die allermeisten Jodel-Nachrichten hierbei mit unterhaltsamen oder recht kurzweiligen Inhalten bestückt. Wer jedoch beispielsweise nach einem kostengünstigen Restaurant in Bahnhofsnähe oder einem gemütlichen Frühstücksbäcker sucht, gelangt mithilfe von Jodel überraschend schnell in den Besitz der gewünschten Information.
Beleidigungen und verbale Entgleisungen bleiben draußen
Damit das Niveau der neuen Jodel App nicht allzu schnell in den Keller rutscht, ist die Verbreitung von Hassnachrichten, sexuellen Inhalten, Beleidigungen, illegalen Inhalten und Spams laut ABG des Herstellers ausdrücklich untersagt. Damit dies nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktioniert, sind alle Nutzer der App zu einer aktiven Beteiligung gegen Unruhestifter aufgerufen: Mittels „Upvotes“ und „Downvotes“ lassen sich einzelne Kommentare blitzschnell positiv oder negativ benoten, wodurch diese innerhalb der Anzeigeübersicht dementsprechend nach oben aufsteigen oder schnellstmöglich verschwinden.
Ebenfalls praktisch: Verstößt ein gelesener Beitrag mehr als offensichtlich gegen die Vorschriften, so lässt sich dieser über eine integrierte Zusatzfunktion auch an die Betreiber der App melden, welche den Verfasser im schlimmsten Fall vollständig aussperren. Je mehr positive Bewertungen ein Jodel hingegen kassiert, desto besser wirkt sich dies auch auf das sogenannte „Karma“ des verantwortlichen Verfassers aus – ein unterhaltsames Ranking-System, welches den Spaß am Umgang mit der App noch zusätzlich in die Höhe steigen lässt.
Fazit: Gute Chancen für einen neuen Kommunikationstrend
Da die neue Jodel App, anders als die altbekannten Social Networks Facebook, Instagram und Twitter, mit einer allgemein guten Stimmung zu überzeugen weiß, macht sowohl das Versenden, als auch das Lesen der neuesten Jodel-Kommis richtig viel Spaß – weitere Pluspunkte liefern zudem die beschränkte Verbreitung im näheren Umkreis, eine hohe Antwortfreudigkeit bei gestellten Fragen sowie das integrierte Ranking-System. Ob sich die bislang noch recht unbekannte App jedoch auf Dauer gegen die schier übermächtige Konkurrenz durchsetzen kann, wird sich noch zeigen.
Titelbild: © istock.com – Preto_perola