Trachten, das Dirndl und die Lederhose, sind seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in Verwendung. Durch die Verfilmung der Operette „Zum weißen Rössl“ und durch Heimatfilme wurde die Tracht als Bekleidungsstück zum Trendteil. Allerdings unterscheiden Modeexperten zwischen der traditionsreichen Tracht und der, den aktuellen Modetrends unterworfenen Trachtenmode. Sowohl Tracht als auch Trachtenmode boomen und sind durch Wiesenfeste und Kirtage in der Stadt und am Land beliebt.
Trachten erzählen eine eigene Geschichte
Trachten sind viel mehr als nur ein Gewand, das man so trägt. Dies wäre jedoch die direkte Übersetzung aus dem Althochdeutschen. Vielmehr deutet die Tracht auf die Lebenssituation des Trägers oder der Trägerin hin:
- Der Stoff gibt Auskunft über die regionale Herkunft.
- Die Verarbeitung und die Verzierungen zeigen die finanzielle und wirtschaftlichen Verhältnisse.
- Die Trageweise gibt Informationen über den Familienstand preis. Wird beim Dirndlkleid die Masche auf der rechten Seite getragen, ist die Trägerin verheiratet. Ledige Frauen tragen die Masche links und Witwen in der Mitte.
Dirndl bestehen aus vier Teilen
So unterschiedlich die Ausführungen der Dirndl sind, so einheitlich ist ihr Aufbau. Das Oberteil ist ein Mieder mit rundem oder eckigen Ausschnitt, das das Dekolleté der Frauen betont. Daher gelten Dirndlkleider als besonders kleidsam.
Zusätzlich müssen Dirndl aus einem mit dem Oberteil verbundenen Rock bestehen. Je nach Anlass muss dieser wenigstens das Knie umspielen. Die aktuellen KurzDirndl gehören zur alpinen Mode oder zu SpaßDirndl.
Die Schürze war ursprünglich als Schutz des Rocks gedacht, gehört aber zur Ausstattung eines Dirndlkleides dazu. Bei der Dirndlbluse ist die Auswahl sehr groß und reicht von auffälligen Blusen aus Seide bis zur hochgeschlossenen Baumwollbluse.
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Lederhosen sind neunfach genäht
Richtige Lederhosen sind aus Hirschleder gefertigt, haben als Innenfutter eine Lage aus Gamsleder und sind mit einer neunfachen Naht gesichert.
Günstigere Modelle verwenden jedoch Ziegenleder und reduzieren die Nahtanzahl. Dies hat eine kürzere Lebensdauer zur Folge.
Das Konterfei von König Ludwig II ist auf vielen Lederhosen abgebildet, weil er als Retter der Lederhose gilt. Er unterstützte die Gründung von Trachtenvereinen, um der Bevölkerung eine regionale Identifizierung zu ermöglichen.
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Halstücher und Turnschuhe tragen nur Touristen
Neben der Lederhose und dem Trachtenhemd für den Mann und dem vierteiligen Dirndlkleid für die Frau gehören nur wenige Accessoires zur Tracht. Bei den Frauen haben sich regionale Hauben durchgesetzt, bei den Herren Trachtenhüte oder Hosenträger.
Während Frauen bei den Schuhen jeden Trachtenschuh oder Pumps wählen können, sind für Herren die Haferlschuhe und Wadenstrümpfe obligatorisch. Wer zu Turnschuhen oder Socken greift outet sich als nicht einheimisch.
Beim Schmuck sind Motive aus dem Alpenbereich vorherrschend: Hornscheiben, Tierpfoten, Zähne oder Grandeln werden mit Edelsteinen zu den männlichen Charivari oder zu den Ketten der Damen verarbeitet. Ein Halstuch gilt bei Frauen und Männern als verpönt
Kosten und Ausführungen können übertreiben
Wie bei allen Produkten gibt es auch in der Trachtenmode Übertreibungen. Ein Dirndlkleid aus Wildseide wurde in Handarbeit gefertigt und mit 150.000 Swarovski-Kristallen bestickt, um als teuerstes Trachtenbekleidungsstück der Welt zu gelten. Einen anderen Weg ging ein Schneider in Kolumbien: Er fertigte eine kugelsichere Tracht.
Mehr als 2 Mio. Menschen irren nicht
Um das Brauchtum und die Tracht zu erhalten haben sich über 2 Millionen Menschen in Mitteleuropa zu Trachtenvereinen zusammengeschlossen. Lederhosen und Dirndl gehören ebenso dazu wie überlieferte Bräuche. Obwohl die heutige Fest- und Partygesellschaft die Tracht als Modeaccessoire entdeckt hat, geben klassische Trachten Auskunft über die Region, Stellung und Finanzkraft der Träger und Trägerin. Trachtenmode unterliegt den aktuellen Modetrends, während sich die Tracht durch traditionelle Schnitte, Verarbeitungen und klassische Verzierungen auszeichnet.
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